Pressestimmen
Ferne Welten, stille Örtchen
Die Städtische Galerie zeigt ihre Ausstellung "Keine Schwellenangst!" und einen Festivalbeitrag
"In seinen symbolischen und ästhetischen Qualitäten bisweilen arg unterschätzt, hat ein baulicher Alltagsgegenstand in der Städtischen Galerie nun seinen großen Auftritt: Die Tür. "Keine Schwellenangst!" lautet die Devise der neuen Ausstellung von 21 Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland, die einmal mehr von Galerieleiterin Isabell Schenk-Weininger und ihrer Stellvertreterin Petra Lanfermann kuratiert wurde. Tatsächlich kommt die Schau überaus niederschwellig daher: Schon am Eingang kollidiert der Besucher fast mit dem ersten Kunstwerk: Simon Schubert zeigt dort eine massive Türinstallation - beim Blick durch den Spion sieht der Betrachter einen grünen Wald, Vogelgezwitscher ist zu hören. Was ist eigentlich drinnen - und was ist draußen? (...)
Etwas gespenstisch und auch medial völlig anders angelegt ist die Schwarz-weiß-Videoprojektion der Estin Ene-Lijs Semper, in der eine Tür aus dem Dunkeln in einen leicht erhellten Flur zu weisen scheint, wobei das Licht zunehmend flackert, bis eine schemenhafte Gestalt auf der Schwelle erscheint, verharrt und sich wieder entfernt. Eine Reminiszenz an kindliche Einschlafrituale, verbunden mit diffusen Verlustängsten. (...)
So nüchtern wie brillant auch die fast fotorealistischen Abbildungen von Türen aus Heilanstalten von Ben Willikens. Der gebürtige Leipziger (Jahrgang 1939), der heute in Stuttgart lebt, schaut kurz beim Pressegespräch vorbei. "Der Mensch lebt in seiner selbst gemachten Anstalt", philosophiert der Künstler zum Thema Tür. Umso mehr faszinieren ihn diese tatsächlich fast unsichtbaren Welten am Rande der Gesellschaft. (...)"
Quelle: Joannes Koch, Ludwigsburger Kreiszeitung vom 06.10.20
Die Tür als Tor zur Welt
Unter dem Motto „Keine Schwellenangst“ hat sich die Städtische Galerie des Alltagsgegenstands Tür angenommen. Internationale Künstler zeigen ihre Sichtweise.
"Türen – tausendmal haben wir ihre Klinken pro Tag in der Hand und doch, das sagt die Leiterin der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen, Isabell Schenk-Weininger, bei der Führung durch die Ausstellung, ist kaum ein banaler Alltagsgegenstand inhaltlich so aufgeladen. …
Türen – im Corona-Lockdown, und dieser Umstand macht die Ausstellung inhaltlich noch aufgeladener – waren sie geschlossen, waren ein Zeichen der Isolation, hinter der Türe war eine eigene Welt, in die niemand eindringen konnte. In der Ausstellung im Neubau mit Werken von Künstler aus aller Welt und im Altbau mit Werken aus der Sammlung der Galerie bekommt die Tür einen Stellenwert, der im Alltagsleben nicht bewusst wird.
(…) Die Werke sind überraschend, vielfältig und inhaltsschwer. Die finnische Fotografin Marja Pirilä inszenierte mit dem Camera-Obscura-Prinzip Innenräume, in welchem die Welt von draußen hineinprojeziert wurde – auf dem Kopf stehend. Türen, die einen Spalt breit geöffnet sind, lassen Licht und die Verbindung zur Außenwelt hereinscheinen.
Oft kommt das Motiv des leeren Raumes, in dem die Türen dominant sind, vor. Die dänische Künstlerin Trine Sondergaard fotografierte leere Herrenhäuser, die melancholisch aufgeladen sind. Dieses Motiv steigert der deutsche Künstler Simon Schubert noch: Er schafft leere Räume aus längst vergangener Zeit wie mit Stuck verziert, aus Papier. Allein durch Faltung von weißem Papier entstehen imaginäre weiße Räume, in denen man durch Zimmerfluchten wandelt und die eine verlassene Traumwelt suggerieren.
(…) Überall auf dem Weg durch die beeindruckende Ausstellung finden sich Augapfelgroße Türspione, die einen Blick in das Zimmerinnere erlauben oder das Treppenhaus oder auf den Besucher in Großaufnahme, Maxim Wakultschik aus Belarus hat diese „Bubbles“ als Hinweis auf den Überwachungsstaat geschaffen, in dem er auf die Kugeln eine Sichtweise wie mit der Überwachungskamera malte. Aktueller könnte ein Werk kaum sein.
Die Türen in den Werken in der Städtischen Galerie machen so nicht nur die Tore auf für eine Welt der Kunst sondern für die Welt an sich. Das Motiv der Tür ist hier ein Mittel, Zeitgeschichte und persönliche Befindlichkeiten zu kommentieren."
Quelle: Gabriele Szczegulski, Bietigheimer Zeitung vom 05.10.20
Ausstellung thematisiert Türen in der Gegenwartskunst: Open Doors, Closed Shops
"In Corona-Zeiten wird die Welt da draußen zur Gefahr, vom geschützten Heim nur durch eine Tür getrennt. Der Tür, die man in anderen Zeiten hoffnungsvoll offenlässt, wenigstens einen Spalt breit, widmet sich von Freitag an die Ausstellung "Keine Schwellenangst! Die Tür als Motiv in der Gegenwartskunst" in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen - und das, obwohl es in dem Bau fast keine Türen gibt, wie die stellvertretende Museumsleiterin Petra Lanfermann am Donnerstag versicherte.
(...) Die Türen-Ausstellung beginnt mit einer gut zwei Meter hohen, mitten im Raum stehenden schwarzen Zimmertür. "Die ist aber gar keine, sondern eher ein Schrankobjekt", erklärte Lanfermann das Werk des Kölners Simon Schubert. Schaut man durch den Türspion, erscheint die Fotografie eines Waldes und es ertönt Vogelgezwitscher. Mit der Sicht aus diesen speziellen Gucklöchern hat sich auch der Belarusse Maxim Wakultschik beschäftigt. Dessen "Bubbles", halbierten Kugeln oder Türspionen ähnelnde Gebilde aus Polystyrol mit zehn Zentimetern Durchmesser, zeigen Szenen aus einem Treppenhaus oder Wartende in einem Aufzug.
(…) "Generell ist allen Exponaten der Ausstellung gemein, dass die dargestellten Türen noch eine andere, eine symbolische Bedeutung haben", resümierte Lanfermann.
(…) Wie auch bei den Fotografien des Südafrikaners Gideon Mendel. Mit seinen Darstellungen von im Wasser und vor ihren Haustüren stehenden Menschen dokumentiert er die Auswirkungen des Klimawandels wie Überflutungen. Lanfermann: "Diese Türen haben keinen Schutz geboten." Ganz anders verhält es sich mit dem weißen Objekt in Form einer Doppelflügeltür des russischen Künstlers Ilya Kabakov. Das sei eine stilisierte Klotür, und das stille Örtchen sei für manche Menschen der einzige Rückzugsort, sagte die Ausstellungsmacherin. (...)"
Quelle: Silke Uertz-Jacquemain in: Katholische Nachrichten-Agentur vom 04.10.20
Das Tor zur Welt
Themenausstellung in Bietigheim-Bissingen
"(...) In diesem Herbst widmet die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen der Tür als Motiv in der zeitgenössischen Kunst eine umfangreiche Ausstellung mit dem sinnigen Titel "Keine Schwellenangst!". Tatsächlich hat das Thema während des Lockdowns eine ungewöhnlich scharfe Kontur bekommen. Da befanden sich Leiterin Isabell Schenk-Weininger und ihr Team mitten in den Vorbereitungen. Zu sehen sind Zeichnungen, Gemälde, Fotos, Filme, Skulpturen und Installationen von rund zwanzig namhaften Künsterinnen und Künstlern: Zum Beispiel spröde anmutende Schließfachtüren von Thomas Demand, eine gespenstisch beleuchtete Toilettentür von Ilya Kabakov, surrealistisch aneiandergereihte Zimmertüren von Patrick Hughes oder der zugenagelte Eingang eines verwaisten Hauses von Sebastian Nebe. Unheimlich wird es auch in Trine Sondergaards verlassenem, menschenleerem Raum mit angelehnter Wohnungstür, bitter nüchtern dagegen angesichts fest verschlossener Anstaltstüren bei Ben Willikens."
Quelle: Julia Behrens, kunst:art, süden spezial vom September - Oktober 2020
Zur Studioausstellung »Einblick in die Sammlung: Türen und Fenster - Drinnen und Draußen«
Einblick in die Samlung: Die Studioausstellung
"Unter einem ganz neuen Fokus widmet sich die Städtische Galerie auch ihrer eigenen Sammlung: Türen und Fenster sind das Thema der an die Hauptausstellung "Keine Schwellenangst!" angedockten neuen Studioausstellung. Dabei zeigt sich auf faszinierende Weise, wie vielfältig Gebäudeöffnungen aller Art als motivisches Mittel Einzug in Linolschnitt, Zeichnung, Gemälde und Film gehalten haben. Etwa Malte Sartorius, dessen scheinbares Stilleben - ein Tierschädel liegt auf einem Tisch - doppelbödig daherkommt, schweift der Blick doch unweigerlich aus dem geöffneten Fenster hinaus auf den Friedhof. Ähnlich Mimmo Paladinos "Ausblick", bei dem sich eine trübselige Gestalt im Vordergrund die Hand an den Kopf hält, während das eigentliche, wirre Geschehen im Hintergrund auf dem Tryptichon-artigen, offenen Fenster stattfindet. Rätselhaft auch die weiß-schwarze Szenerie von Peter Emch, in der neben einem geöffneten Fenster eine nächtliche Begegnung von vier Menschen an einem vom Mond beschienenen Ufer stattfindet.
Knapp 30 Künstlerinnen und Künstler sind in dieser sehenswerten und vielseitigen Ausstellung vertreten, die - wie die Hauptausstellung - noch bis 24. Januar 2021 zu sehen ist."
Quelle: Johannes Koch, Ludwigsburger Kreiszeitung vom 06.10.20
Tel.: | 07142/74-483 und -819 |
Fax: | 07142/74-446 |
Aufgrund der aktuellen Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie bleibt die Städtische Galerie bis voraussichtlich 7. März geschlossen. Wir bieten Ihnen dennoch geistig-kulturelle Nahrung an bei unserem persönlichen, kostenlosen Türen-Telefon-Talk für Erwachsene oder auch für Kinder! Einfach unter 07142 74483 einen Termin vereinbaren für eine Lesung zum Thema Tür & Tor und sich auf den Anruf freuen! Kinder – und ihre Begleitung – können sich außerdem auf Entdeckungstour durch unsere Stadt begeben mit einem Skulpturen-Quiz – viel Spaß und viel Glück!
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