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Museum

Sammlung

Wolfgang Mattheuer

Jahrhundertschritt, 1987

Technik & Maße

Blatt 3 der Grafikmappe »Linolstiche 1986/87«
Linolschnitt auf glattem Velinpapier
20 x 20 cm / 40 x 32 cm

 

Weitere Angaben

Sign. und dat. u. re.: W. Mattheuer 87; bez. u. li.: 58/60 3
Exemplar 58 von Auflage 60
WVZ Nr.: 338-1 (Wolfgang Mattheuer. Das druckgrafische Werk – Schenkung Hartmut Koch, hg. v. Ingrid Mössinger und Kerstin Drechsel, Bestandsverzeichnis Kunstsammlungen Chemnitz, 2010)
Inv. Nr.: G 1993/112 e

Erste Erfahrungen mit Druckprozessen sammelte Wolfgang Mattheuer (1927 in Reichenbach/Vogtland – 2004 in Leipzig) bei einer Lithografenlehre, die er an der Kunstgewerbeschule und der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig vertiefen konnte. Im Zeitraum von 60 Jahren entstand ein umfassendes druckgrafisches Œuvre mit mehr als 400 Radierungen, Lithografien, Holz- und Linolschnitten bzw. -stichen (wie er selbst sie bezeichnete). Es ist untrennbar verbunden mit seinem zeichnerischen, malerischen und bildhauerischen Schaffen. 1981/82 begann Mattheuer sich mit dem Themenkreis des »Jahrhundertschritts« zu beschäftigen: einer Figur, die er als Sinnbild für die Widersprüchlichkeit des 20. Jahrhunderts konzipierte. Das Motiv existiert als Gemälde, Zeichnung, Druckgrafik und Skulptur in jeweils zahlreichen Fassungen, anfänglich mit unterschiedlichen Titeln wie »Alptraum«, »Verlorene Mitte«, »Verlust der Mitte« oder »Aggression«. Stets streben die vier Gliedmaßen der männlichen schreitenden Figur auseinander und scheinen sie entzweizureißen. Bei der Linolschnitt-Version von 1987 ist die linke Körperseite mit angewinkeltem Arm und erhobener proletarischer Faust sowie weit nach vorne ausschreitendem nackten Bein hell dargestellt. Die rechte Seite hingegen ist dunkel gehalten: der rechte Arm nach oben – in anderen Fassungen eindeutig zum faschistischen Gruß – gestreckt, das rechte angewinkelte Bein mit schwerem Stiefel und seitlichem Streifen am Hosenbein, welcher in anderen Versionen rot gefärbt ist, was als Offiziersuniformhose oder als Blutspur gedeutet wurde. In der Sammlung der Städtischen Galerie befindet sich auch der Druckstock (Inv. Nr.: G 1995/036), den Mattheuer nachträglich monogrammiert und als eigenständiges Werk deklariert hat. Die Spiegelverkehrtheit und damit Änderung der Leserichtung brachte neue Bedeutungsaspekte hervor – eine Ambivalenz, die der Künstler wohl zu schätzen wusste.

 

Weitere Linolschnitte in der Sammlung:

Linolstiche 1986/87, leinengebundene Mappe mit 10 Linolstichen, hg. v. Kulturbund der DDR – Bezirksleitung Halle, Pirckheimer-Gesellschaft, Bezirksgruppe Halle, Staatliche Galerie Moritzburg Halle 1987, Inv. Nr.: G 1993/112 a-l

 

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