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Pressestimmen

Rudolf Schmitz für Deutschlandfunk Kultur, Studio 9 (3. August 2023, 17:22 Uhr)

Quelle: Deutschlandfunk Kultur vom 3.8.23

»(...) DLF:  Ist es jetzt schon so weit? Das Buch als Objekt fürs Museum, für eine räsonnierende Ausstellung? Landen doch normalerweise diejenigen Dinge im Museum, die zwar eine reiche Vergangenheit, aber nur noch wenig Zukunft haben. Isabell Schenk-Weininger, Leiterin der Städtischen Galerie, muss lachen, als ich ihr von meinen Bedenken erzähle:

Isabell Schenk-Weininger: „Totgesagte leben länger, es ist tatsächlich so, dass es immer wieder Revivals gibt. Just in der Woche unserer Eröffnung kamen überall in den Medien die Meldungen von Booktok, dass die jungen Leute über Tiktok Buchtipps bekommen und tatsächlich in die Buchhandlungen gehen und echte Bücher zum Anfassen kaufen (lacht)...“

DLF: Anfassen ist das Eine, aber Schreddern, Würzen und Verwursten das Andere. Der Künstler Dieter Roth ist bekannt und berüchtigt nicht nur für seine Schokoladenskulpturen, sondern auch für seine Literaturwürste. In diesem Fall hat es das „Rendezvous mit dem Tod“ erwischt, ein Buch über den Totentanz, dessen Buchstabenbrei in einen Darm gepresst wurde und nun an einer Strippe hängt.

Isabell Schenk-Weininger: „Unwiederbringlich verloren diese Bücher, aber ein neues, wesentlich wertvolleres Objekt dann geschaffen“. (...)

DLF: Aber tatsächlich überwiegen die Hommagen ans Buch, die hochachtungsvollen Kommentare, die Sehnsucht nach dem Reich des Imaginären, nach den Palästen, in denen Bücher aufbewahrt wurden und werden. Die Fotografin Candida Höfer widmet sich in ihren großformatigen Fotografien den altehrwürdigen Bibliotheken dieser Welt, zum Beispiel der Biblioteca dei Girolamini in Neapel...

Isabell Schenk-Weininger: „Die sieht aus wie ein Palast, könnte auch ein Museum sein. Und wir empfinden uns mittendrin, wie wenn wir auf einer Empore stehen und hinunterschauen in diesen prächtigen Saal...“ (...)

DLF: Bleiben noch die imaginären Bibliotheken, wie sie zum Beispiel Andrea Tippels verwirklicht, die mit einer Zeichnungsserie von 108 Blättern ein Regal mit bisher ungeschriebenen Büchern vorstellt. Inzwischen zur wandfüllenden Fotografie geworden.

Isabell Schenk-Weininger: „Ja, man möchte jedes Buch aus dem Regal nehmen und wissen, was da drin steht. Aber, die sind eben noch nicht geschrieben worden, diese Bücher. Wir können uns nur vorstellen, was da Thema drin sein könnte. Und im Endeffekt sagt das auch viel über das Interesse der Künstlerin aus, wovon sie sich wünschen würde, dass es ein Buch geben könnte...“ (...)«Q