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Harry Schmidt, Ludwigsburger Kreiszeitung, 25. Oktober 2024

Über die vergessenen Malerinnen

Die Ausstellung »Schwäbische Impressionistinnen« in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen rückt das Kunstschaffen von Malerinnen in den Mittelpunkt. Eine wichtige Rolle kommt dem Wirken des Württembergischen Malerinnenvereins in Stuttgart zu.

» (...) Dem Ziel, »den kunst-und gewerbetreibenden Damen Württembergs einen Mittelpunkt zu schaffen«, kam der Verein seit 1907 mittels eines Malerinnenhauses in der Stuttgarter Eugenstraße 17 nach (heute residiert dort dessen Nachfolgeorganisation, der Bund Bildender Künstlerinnen Württembergs), in dem Ausstellungsfläche, Ateliers und Räume für Austausch zur Verfügung standen. Im Entree zeigt die Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen einen eigens produzierten Film zur Historie des Malerinnenvereins. Den eigentlichen Einstieg in die sehenswerte Schau macht die »Grüne Sally«. Als Landschaftsmalerin bekannt – darauf bezieht sich der von ihren Zeitgenossen auf sie gemünzte Beiname –, gehörte sie zu den Gründerinnen des Zusammenschlusses. Buchstäblich aus dem Rahmen fällt ein mehrteiliges Panorama der Landeshauptstadt, das Sally Wiest (eigentlich Josephine Salomé Wiest) um 1897 in Öl auf fünf (ursprünglich sechs) Leinwände gemalt hat: Urbane Szenen und Großstadtdarstellungen sind im Œuvre der in Bietigheim gezeigten Künstlerinnen ansonsten kaum anzutreffen. (...)

Eine der bemerkenswertesten Positionen stammt von Helene Wagner (1878 – 1956). Die Nichte des Impressionisten Otto Reiniger gebietet über eine spezifisch helle, stark reduzierte Palette gebrochener Perlmuttfarben, ihr »Halbakt eines jungen Mädchens« changiert zwischen Expressionismus und Neuer Sachlichkeit und könnte eines der Bilder gewesen sein, auf die der Kunsthistoriker Uwe Degreif im Kreisarchiv des Landratsamts Zollernalbkreis gestoßen ist – womit der Impuls zu dieser Schau gegeben war. (...)«