Richard Seewald (1889 Arnswalde/Polen – 1976 München) begann 1909 auf Wunsch seines Vaters in München Architektur zu studieren, wandte sich jedoch bald der Malerei zu und schulte sich autodidaktisch weiter. Nachdem einige noch im Gymnasium entstandene Zeichnungen für die Wochenzeitschrift »Die Jugend« angenommen worden waren, begann Seewald mit Karikaturen seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Schließlich bebilderte er die Schnupftabaksdose für Hans Bötticher (Pseudonym: Ringelnatz) und wurde angesehener Illustrator, gleichfalls gestaltete er auch eigene Bücher wie die Erzählungen »Tiere und Landschaften«. 1924 wurde Seewald zum Professor an die Kölner Werkschulen berufen. Bereits 1931 beschloss er jedoch unter dem Eindruck des neuen kulturpolitischen Klimas in das zuvor von ihm häufig besuchte schweizerische Ascona zu ziehen, wo er 1939 Ehrenbürger wurde und sich heute sein Nachlass befindet. Er kehrte allerdings kurz nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland zurück und trat 1954 eine Professur an der Akademie der Bildenden Künste in München an. Hatte er schon als ganz junger Künstler Holzschnitte gefertigt, so widmete er sich erst ab 1961 dem Linolschnitt. Mit »Katzenurwald« zeigt Seewald an, dass in dem Haustiger auch ein Raubtier steckt: Durchs hohe Gras schleichend und mit weit geöffneten Augen uns anstarrend, trägt eine schwarze Katze nach erfolgreicher Jagd eine Eidechse im Maul. In einem Gemälde von 1933 hatte er bereits eine ähnliche Darstellung wiedergegeben. »Alle Katzen sind im Gras Tiger, die durch den Dschungel streifen«, schrieb der Künstler 1970 in seinem Buch »Neumond über meinem Garten«.

Landschaft (Provence), 1914, Holzschnitt, Inv. Nr.: G 1991/019
Adler, 1960–1965, Inv. Nr.: G 2015/029
Stillleben, 1971, Inv. Nr.: G 1995/057